13.04.2024 - 14:30

Die Ernährung der Pfahlbaubewohner:innen am Keutschacher See

Palynologische Untersuchungen aus Abtsdorf I am Attersee

Neue interdisziplinäre Forschungsergebnisse zur Bronzezeitlichen Welterbestation Abtsdorf I  am Attersee.
 
Zu den vom Kuratorium Pfahlbau geförderten wissenschaftlichen Arbeiten gehört die Auswertung von archäologischem Material. Dazu zählt nicht nur die Analyse von Stein-, Keramik- oder Holzartefakten. Sedimentproben die während der unterwasserarchäologischen Arbeiten mit einem Bohrgerät gewonnen werden, spielen dabei ebenfalls eine bedeutende Rolle.
 
Abgelagerte Seesedimente beinhalten fossilen Pollen, der sich über mehrere Jahrtausende in feuchtem Milieu erhalten hat. Nach der chemischen Aufbereitung im Labor und der Analyse unter dem Mikroskop können wertvolle zusätzliche Informationen zum Leben der prähistorischen Seeuferbewohner gewonnen werden. Bioarchäologische Untersuchungen des Blütenstaubs erlauben eine Rekonstruktion der Vegetations- und Klimabedingungen. Darüber hinaus kann mit Hilfe der Pollenanalyse ein Einblick in die Nutzung pflanzlicher Ressourcen gewonnen werden. Die Wechselwirkung zwischen Mensch und Umwelt (sog. „human impact“) näher zu erforschten, ist damit möglich. 
 
2014 wurde die bronzezeitliche Welterbestation Abtsdorf I auf diese Weise untersucht. Die Ergebnisse ergänzen das bisherige Bild zum Alltagsleben der österreichischen Pfahlbausiedler. Neben dem Getreide- und Nutzpflanzenanbau wurden auch Wildpflanzen gesammelt. Einige der damals genutzten Pflanzen schätzt man noch heute. So wurden um Abtsdorf I Dinkel (Triticum spelta), Emmer (Triticum dicoccum) und Flachs (Linum usitatissimum) kultiviert. Auch die Brombeere (Rubus fruticosus), Holunderbeeren (Sambucus nigra) und Haselnüsse (Corylus avellana) konnten im Pflanzenfundspektrum nachgewiesen werden. Im Siedlungsumland kam es durch Pflanzenanbau und Weidewirtschaft zu einer Auflichtung der ursprünglich dichten Bewaldung. 
Neben dem archäobotanischen Arbeitsschwerpunkt wurden verschiedene physikalische, chemische und geologische Analysen durchgeführt um Hinweise auf mögliche Seespiegelschwankungen zu erlangen. Kalibrierte Radiocarbondatierungen gewähren zudem einen Einblick in die Siedlungsgeschichte der Region. 
 
Die interdisziplinären Forschungsergebnisse stammen aus der von Marie-Claire Ries verfassten Bachelorarbeit „Palynologische Untersuchung der frühbronzezeitlichen Ufersiedlung Abtsdorf I (Attersee)“. 
Die vollständige Arbeit sowie ein in Kürze hochgeladener englischsprachiger Beitrag sind als Download verfügbar.

Fördergeber

 
Das Kuratorium Pfahlbauten wurde im Jahr 2012 von Bund und Ländern ins Leben gerufen, um den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes „Prehistoric Pile Dwellings around the Alps“ stellvertretend für die Republik Österreich zu betreuen.

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